Persönliche Erfahrungen

Mein Monster

(Text: Anonymous)

 

In der Gruppe fühle ich mich sehr wohl, wertgeschätzt und so akzeptiert, wie ich bin. Hier muss ich keine bestimmte „Rolle“ spielen oder irgendeinem Ideal entsprechen. Schon am ersten Abend fasste ich Vertrauen und teilte mit, was mich seelisch belastet, obwohl ich zuvor dachte: "ach, ist nicht so wichtig“. Doch hier lerne ich, genau darüber zu sprechen, was mich gedanklich vereinnahmt und herunterzieht. Denn wenn ich den seelischen Ballast nicht anspreche, wächst er in meiner Seele zu einem Monster namens "Depression" heran.

 

Toll, dass es Euch gibt.

Dankbarkeit

(Text: Monika L.)

 

Kaum zu glauben, aber ich habe diese SHG mitgegründet. Und heute wächst sie - ja sie wird größer, aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass die Begegnungen in der Gruppe an Tiefe zunehmen.

 

Einige von uns haben sich auf einer Ebene von Dunkelheit, Leere, nichts fühlen kennengelernt. Gemeinsam, im gegenseitigen Unterstützen sind Freundschaften entstanden, die an Tiefe, Vertrauen und Authentizität zugenommen haben und sich durch gegenseitiges Tragen auszeichnen, wenn es mal wieder dunkel wird. Sie gehören zu meinem Leben. Dafür danke ich Euch von ganzem Herzen!

 

….und dies trägt die ganze Gruppe!

 

Danke für Euer SEIN!

 

Wohlfühlen

(Text: Anonymous)

 

Ich bin nicht so oft anwesend, aus ganz verschiedenen Gründen. Aber was ich sagen kann: immer wenn ich Euch getroffen habe, war es mir hinterher leichter ums Herz. Ich fühle mich wohl in Eurer Gegenwart und auch wenn wir schwierige Themen besprechen, tun wir dies zwar mit dem gebotenen Ernst und Respekt, aber nicht ohne Humor und einer gewissen Leichtigkeit.

 

Ihr tut mir gut und ich hoffe, demnächst wieder öfter dabei sein zu können.

Zurück ins Leben

(Text: Anonymous)

 

Mein Weg in die und aus der Depression
Ich hatte das Interesse am Leben verloren, war erschöpft und antriebslos. Meine Depression hatte mich wie ein schwarzer Umhang umhüllt. Ich fühlte mich „leer und gefühlstot“. Das Interesse an sozialen Kontakten, Arbeit und Hobbys war völlig erloschen.  Aufmunterungsversuche durch meine Mitmenschen hatten keinen Effekt. Auch positive Erlebnisse verbesserten meine Stimmung nicht. Alles erschien mir hoffnungslos. Ich war nicht mehr in der Lage, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Ich fühlte mich geistig und körperlich erschöpft. Das morgendliche Aufstehen wurde zum Kraftakt, ich wollte das Bett nicht mehr verlassen…

 

Manche Familienmitglieder und „Freunde“ hatten nur noch Sätze wie „ Ich verstehe dich nicht“, „Reiß dich zusammen“, “Denk an deine Kinder“ usw. für mich übrig.

 

Das zog mich immer weiter in die Tiefe ...

 

Ich hasste mich selbst..

 

Ich verlor den Willen zum Leben ...

 

Meine Kinder brachten mich in die Klinik.

 

Rückblickend gesehen, war dies der Wendepunkt in meinem Leben.

 

Durch die Behandlung und Therapien dort, gewann ich Stück für Stück wieder an Kraft. Doch meine Seele musste heilen, ein langer Prozess.

 

Zu viele Schicksalsschläge und Enttäuschungen mussten verarbeitet werden. Tränen flossen. Ich habe unendlich um mein altes Ich getrauert.

 

Stück für Stück habe ich „zurück“ ins Leben gefunden. Menschen, von denen ich es nie erwartet hätte, haben mich dabei unterstützt und begleiten mich noch heute. Dafür bin ich unendlich dankbar ...

 

Die Idee zur Gründung der Selbsthilfegruppe entstand in der Klinik an einem Nachmittag unter einem Kirschbaum. Ich schätze mich glücklich, alle Mitglieder der Selbsthilfegruppe zu kennen. Viele Situationen habe ich nur durch deren Unterstützung meistern können. Dafür danke ich Gott jeden Tag ...

 

Eine Depression ist eine schwere seelische Erkrankung, die in jedem Alter auftreten und jeden von uns treffen kann. Die Krankheit besteht über längere Zeit und bessert sich ohne Behandlung meist nicht von allein. Lass Dir helfen …

 

Wir sind da, um Dich zu unterstützen, weil wir Dich auch ohne Worte verstehen ...

Im Reich der Schatten

(Text: Manfred M.)

 

Depression, ein Erfahrungsbericht

 

Seit ich denken kann, habe ich schon immer mit depressiven Stimmungslagen gelebt. Mir war es nicht fremd, dass Ängste und eher melancholische Gefühle als Schatten der eigenen Endlichkeit meinen Alltag begleiteten. Und es kostete immer viel Kraft, neue Lebensabschnitte anzugehen.

 

Insbesondere die eigene erfolgreiche Arbeit als Psychotherapeut und Supervisor verleitete zu dem Glauben, eben diese depressiven Verstimmungen noch besser kontrollieren zu können. Als dann 2004 der erste Ausbruch einer schweren depressiven Episode ausbrach, war ich schier fassungslos. All die mir verfügbaren Bewältigungsstrategien halfen nicht, weder Sport noch Entspannung oder lange Gespräche. Panikattacken, Weinkrämpfe, Schlaflosigkeit und extreme Unruhe führten schließlich zum ersten Klinikaufenthalt. Erst die dritte Medikation half nach knapp vier Wochen. Zwei Wochen später, kurz vor dem 53. Geburtstag, wurde ich entlassen, auch mit dem Hinweis, die eigenen Grenzen besser in den Blick zu nehmen. Leichter gesagt als getan, hatte ich mich doch selbständig gemacht und arbeitete meist zwischen 60 und 70 Stunden in der Woche.

 

Mehrere eigene medikamentöse Absetzversuche scheiterten meist nach einigen Monaten und der letzte schlug erst nach über einem Jahr fehl. Immer noch glaubte ich, dass es doch mit Achtsamkeit und Eigenregulation möglich sein müsste, Stresssituationen besser zu regulieren. Vieles sprach auch dafür, wie z. B. die Beendigung meiner beruflichen Tätigkeit, die Beschäftigung mit der Malerei und die Durchführung eine seit vielen Jahren geplante Reise nach Israel mit meiner Frau. Das ganze medikamentenfreie Jahr war voll von positiv erlebten Projekten. Und dann kam sie, die Depression, schleichend mit zunehmender inneren Unruhe. Und wieder nahm ich vergeblich den Kampf auf, diese eigenständig kontrollieren zu können. Es schien mir unfassbar, den gestörten Botenstoffwechsel im Hirn so wenig entgegensetzen zu können.

 

Bis es dann nicht mehr ging und ich kurz nach meinem 67. Geburtstag in die Klinik musste. Aber auch da waren die Ärzte wie Psychologen auf der ersten Station hilflos. Das Medikament, das mir immer half, wirkte nicht recht, die Weinkrämpfe blieben und darüber hinaus hatte ich noch in der Sporttherapie einen Unfall, bei dem mir die Achillessehne riss.

 

Obwohl der Entlassungstermin näher rückte, fühlte ich mich noch sehr krank, labilisiert und nicht so recht verstanden.

Man bot mir deshalb nach einer neuerlichen Krise die Tagesklinik für zwei Wochen an. Aber auch danach wollte der Zustand sich nicht so recht bessern, so dass einen Tag vor Heiligabend ich noch einmal notfallmäßig aufgenommen wurde. Insgesamt verbrachte ich rund acht Monate in der Klinik, wobei die letzten drei Monate die schlimmsten waren. Sieben Wochen nicht schlafen können, eine so heftige innere Unruhe, die zu wochenlangen Suizidgedanken führten. Und dies trotz intensiver Teilnahme an allen Therapieprogrammen, die jedoch nicht zur Besserung führten; da brach jede Hoffnung auf Besserung in mir zusammen. Auch die somatischen Symptome, dem ähnlich eines schweren Sonnenbrandes am ganzen Körper, wurden nicht geringer. Die gestellte Diagnose „schwere rezidivierende depressive Episode“ zeigte mir nur meine eigene Hilflosigkeit auf.

 

Ich beneidete jeden „Gesunden“ und fühlte eine unüberbrückbare Kluft zwischen mir und der Welt draußen. Ein eingeleiteter Medikamentenwechsel wie auch eine weitere Zugabe von Lithium schienen aber nach knapp acht Wochen zu wirken. Der Lebenshorizont erhellte sich langsam und nach und nach wurden die inneren Unruhezustände weniger. Ein weiterer Aufenthalt in der Uniklinik für eine EKT (Elektrokrampftherapie) als letzte Möglichkeit blieb mir so erspart. Beim Entlassungsgespräch wurde ich nach meiner Selbsteinschätzung gefragt. Meine Antwort: „zu 65% wiederhergestellt“. Das Stationsteam zeigte sich sehr zufrieden mit der Antwort. Aber es dauerte noch rund 1,5 Jahre bis die zuständige Ärztin ihren Eindruck mitteilte, dass sie mich nun als „gesund“ sehen würde, was ich auch bestätigen konnte.

 

Es ist schwer in Worte zu fassen, was es heißt, sich wieder als sich selbst zu erleben und zu erkennen. Mir schien es so, als käme ich nach langer Zeit heim aus einem fernen Krieg. Dort, im Reich der Schatten, ging es um das tägliche Überleben. Und nun musste ich mich erst wieder an das sogenannte „normale Leben“ gewöhnen und aus der Patientenrolle herauswachsen. Und wie jede schwere Erkrankung oder Schicksalsschlag, die Depression verändert den Menschen und seine Perspektiven auf sein Dasein. Auch das nächste Umfeld blieb davon nicht unberührt. Wir hatten uns als Paar neu zu finden und waren auch nun bereit, einen neuen Lebensabschnitt aktiv anzugehen mit offenem Ausgang.

 

Vielleicht ist es das Schwierigste, aber auch das Schlichteste; ich musste lernen, diese Erkrankung zu akzeptieren und als einen Teil meines Lebens zu betrachten. Und erst dann kann es gelingen, die Depression nicht nur als eine psychische Störung oder Defizit zu betrachten, sondern auch als existenzielle Grenzerfahrung des Lebens. Mir kam es so vor, als wäre das eigene Selbst- und Weltbild wie ein Puzzle durcheinander geworfen worden. Nur, dass die Teile des Puzzle nun nicht mehr zusammenpassten.

 

Für das Unfertige, sich stetig Verändernde im Leben, wie auch die vielen Abschiede, Trennungen und Neuanfänge, dafür braucht es schon Mut und Zuversicht. Das eigene Eingeständnis, davon nicht immer im Überfluss zu haben, war für mich ein weiterer guter Neuanfang auf dem noch vor mir liegenden unbekannten Lebensweg.

 

Mein Weg in die Selbsthilfegruppe

(Text: Manfred A.)

 

Als ich vor 1,5 Jahren zur Selbsthilfegruppe stieß, wurde ich mit offenen Armen empfangen. Ich traf auf sehr sympathische Menschen, von denen man nicht denken würde, dass Sie mit Depression zu tun haben oder zu tun hatten, wenn man Sie auf der Straße treffen würde. Man hat mich von Anfang an sehr gut aufgenommen und ich habe mich in der Gruppe sofort wohl gefühlt.

 

Warum bin ich in dieser Selbsthilfegruppe?

 

  • weil ich hier mit meiner Depression nicht alleine bin
  • weil ich hier auf Menschen treffe, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, die offen darüber sprechen und mit denen ich mich verbunden fühlen kann
  • weil ich hier offen über meine Depression, ihre Auswirkungen und meine Schwierigkeiten sprechen kann und mich nicht schämen muss
  • weil ich hier verstanden werde, denn die Anderen wissen, worüber ich spreche
  • weil ich hier von den Erfahrungen der Anderen profitieren kann
  • weil ich hier lernen kann, meine Erkrankung zu akzeptieren und besser damit umzugehen
  • weil alles, was hier besprochen wird, vertraulich bleibt
  • weil hier Andere vielleicht von meinen Erfahrungen profitieren können
  • weil ich mich nach der Selbsthilfegruppe meist besser fühle, als vorher

Die Depression, das Beste, was (mit) mir passieren konnte!

(Text: Monika Sprung)

 

Ich möchte sehr gerne meine Geschichte mit dir teilen, um dir Hoffnung zu geben und aufzuzeigen, was alles möglich ist - aus dir selbst heraus.

 

Mein damaliges ÜberLeben bestand seit ich denken kann aus einer Reihe von depressiven Episoden, was mir selbst sehr lange gar nicht bewusst war. Ich dachte immer, ich bin einfach nur zu melancholisch. Was mir aber im Laufe meines Seins immer wieder wie ein Brocken an Stolpersteinen im Weg lag, war meine Vergangenheit, die mich immer wieder einholte. Ich machte hier und da eine Therapie, brach sie wieder ab und ging meinen steinigen Weg weiter. Fiel, stand wieder auf und wurde immer Energieloser. Ich spürte zunehmend eine Leere in mir, konnte nicht mehr schlafen, Gedanken über Gedanken hielten mich in einer Spirale gefangen, Zweifel an mir selbst, nicht genug zu sein, nicht der Liebe wert zu sein, Verlustängste, Versagensängste, ich ignorierte meine Weiblichkeit...... und irgendwann war der Wunsch dieses Leben zu beenden größer als ich.

Auch deshalb, weil ich zu dem Zeitpunkt noch dachte das ist das Letzte und Einzige, was ich noch selber kontrollieren kann. Ich geriet ohne es aufhalten zu können in eine tiefe Depression. Ich spürte nichts mehr, meine Emotionen waren fort. Ich war fort und ich wusste nicht wohin - ich hatte mich verloren. Ich hatte keine Mimik mehr, war starr, antriebslos.

 

Das ICH in meiner  PersönlICHkeit gab es nicht mehr.

 

Ich erhielt zunächst ambulante Antidepressiva. Das verbesserte den Schlaf, ich war nicht so antriebslos, aber auch nicht mehr. ICH war noch

immer nicht da und es war so als gäbe es ein Lag - die Datenübertragung, fand jetzt statt aber verzögert und das iCH war wie in einer
Zeitschleife gefangen.

"Normalerweise folgt auf jeden Zeitpunkt der Gegenwart unumkehrbar ein Zeitpunkt in der Zukunft, d.h. alle Ereignisse passieren nacheinander und kausal - die Wirkung folgt der Ursache und nie umgekehrt. In einer Zeitschleife ist die Richtung des Zeitstrahls jedoch so gebogen, dass er sich mit einem Punkt der Vergangenheit oder der Zukunft kreuzt."

 

Visionäre der Sience-Fiktion Szene würden das Beschriebene als Zeitreise beschreiben, für mich war es aber kein Reisen, ich steckte fest...

Meinem Umfeld war klar, dass  ich Hilfe benötigte.

Ich begab mich für 3 Monate in eine stationäre Behandlung des Alexianer Krankenhauses. Eine krasse Zeit aber im Nachhinein betrachtet, echt geiler Scheiß...

 

Ich brauchte Führung von außen. Und bekam Menschen an meine Seite, die mir halfen den Zeitstrahl wieder gerade zu biegen, damit ich mir im Hier und Jetzt wieder begegnen konnte. Und Menschen, die mir halfen in der Gegenwart wieder Fuß zu fassen. An diesem Punkt  war es möglich zu therapieren, mein ICH anzuschauen um klar zu bekommen was ich da eigentlich für einen Weg ging. Denn eines war klar, das ich was mich hierher geführt hatte, musste aus dem Überlebensmodus raus. Raus, um erst mal weiter erLEBEN zu können. Mit der Zukunftsvision aus einer Reihe von erLeben irgendwann ein ICH LEBE zu kreiren.

 

Ich stand aber noch nicht verwurzelt auf diesem Weg, so dass mich die Trennung von meiner damaligen Partnerin wieder in den Überlebensmodus brachte. Ich fiel erneut in eine depressive Phase und ging diesmal selbständig in die Klinik zurück,  erneute 3 Monate.

 

Aber diesmal entwickelte ich im Laufe der Zeit auch den Wunsch es diesmal nachhaltig zu schaffen und nie wieder den Weg zurück ( in die Depression) zu gehen.

Es fanden sich wundervolle Menschen, die bereit waren eine Selbsthilfegruppe aufzubauen und wir redeten nicht nur, sondern kamen ins Erschaffen. Worauf ich heute sehr stolz bin.

Und heute lebt diese Gruppe von Zugehörigkeit, Wachstum und einem WIR auf ganzer Ebene. Danke dafür an Monika Laczó, Manfred Molling und Maria Barbone Aronica, dass wir dieser Gruppe ein Fundament erschaffen konnten. Und natürlich Danke an jeden Einzelnen der Teil dieser Gruppe ist, denn ohne Euer Vertrauen wäre die Gruppe nicht die, die sie heute ist!

 

Mit etwas Abstand kann ich heute sagen, die Depression ist das Beste was (mit) mir passieren konnte! Und das sage ich aus tiefstem Herzen heraus!

 

Nichts in meinem Leben ist mehr so, wie es vor 4 Jahren war - und das ist auch gut so! Ich habe die Traumata angesehen und bearbeitet, habe das ICH in meiner Persönlichkeit weiter entwickelt, habe beruflich wieder Fuß gefasst.

Jetzt bin ich auf dem Weg, weg von Psychotherapie, hin zum Coaching, denn auf dem Weg der Ent_Wicklung ist immer Luft nach oben. Ich möchte meiner Selbst Sabotage nicht mehr zusehen, sondern sie ansehen und transformieren. Ich möchte dem Zyklon ins Auge blicken mit dem Ziel ein Selbstbestimmtes, Energiereiches LEBEN in Vertrauen zu führen und Menschen in Zukunft auf diesem Weg zu begleiten. 

Das ist auch der Anlass warum ich mich jetzt aus dem 4er Gestirn und der Gruppe verabschiede. zum einen weil ich für die mir bevorstehende Ausbildung Zeit benötige und zum anderen weil ich das auch Sinnbildlich brauche - den bewussten Schritt in einen neuen LEBENSabschnitt...

 

Ich kann jedem, der Unterstützung benötigt, diese wundervolle Gruppe ans Herz legen!

Schön, dass es Euch gibt und das WIR den Weg bis hierher gemeinsam gegangen sind!

 

Und ich möchte Dich einladen, wann immer du den Wunsch verspürst mit mir zu reden, mich zu kontaktieren.

 

Ich wünsche Dir auf DEINEM Weg ....

 

       Die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst

       Den Mut, Dinge zu ändern, die DU ändern kannst

       Und die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden

 

von Herzen

 

Monika Sprung

 

Partnerschaft und Depression - eine Herausforderung

(Text: Inge M.)

 

Liebe Mitdepressive,

 

wir alle sind oder waren in Partnerschaften und haben erlebt, wie es ist, depressiv zu sein und andere Menschen im täglichen Umgang damit zu belasten, zu irritieren, zu verunsichern.

 

Da ich selbst als Depressive lange Zeit in einer Partnerschaft mit einem depressiven Partner gelebt habe, versuche ich kurz, das Thema von beiden Seiten zu betrachten, aus der des Patienten und aus der des Partners.

 

Was passiert eigentlich zwischen den beiden Menschen im Alltag einer depressiven Partnerschaft?

Tatsache ist, dass wir alle in einer depressiven Phase nicht eben ein Traumpartner sind. Es kommt halt häufig zu Streitereien, Auseinandersetzungen, harten Worten, weil beide Seiten von der Situation völlig überfordert sind. Es kann sich ein Teufelskreis von Beziehungsproblemen und Depression entwickeln, aus dem es schwer ist, wieder herauszukommen.

 

Der Eine ist depressiv, zieht sich von der Umgebung und von seinem Lebensgefährten zurück, zeigt keine Verbundenheit mehr. Das ist ja von unsereins kein böser Wille, es ist halt das Unvermögen, sich in einer Depression mitzuteilen, dem Anderen klar zu machen, „was man hat“.

 

Und meist geht der liebende Partner damit erst mal verständnisvoll und fürsorglich um, macht und tut, betüddelt uns, versucht für uns da zu sein und uns zu aufzumuntern.

Der Depressive erfährt Zuwendung, Interesse und Verständnis. Das ist für uns dann sehr praktisch, da wir es uns in unserer Depression dann so richtig gemütlich machen können. Und das verstärkt natürlich die Symptome und macht Alles noch viel schlimmer.

Zudem verausgabt sich dieser Mensch dabei leider vollständig, fühlt sich mit überfordert und frustriert und wird der Krankheit überdrüssig.

Doch für den Partner ist es eine sehr belastende Erfahrung, wenn er nicht mehr an den Liebsten ran kommt, kein Gespräch mehr stattfinden kann und man sich total ungeliebt und abgelehnt fühlt.

 

Das Ergebnis: Rückzug, Streit, Vorwürfe, Frustration und ein Teufelskreis aus Paarproblemen und Depression, der oft in einer Trennung endet.

 

Außenstehende schenken dem gesunden Partner oft kaum Beachtung, weil die Krankheit übermächtig ist und von dem Gesunden erwartet wird, das er dafür sorgt, dass es uns wieder besser geht.

Wie sehr der Gesunde selbst unter der Situation leidet, sich Vorwürfe macht, an sich selbst zweifelt und sich überfordert geht oft völlig unter.

 

Dadurch kommt es in unserer Partnerschaft natürlich auch zu einer ungesunden Rollenverteilung zwischen schwach und stark, gesund und krank, geben und nehmen.

 

Und da ist es für uns ganz wichtig, anzusetzen. Wenn es nur irgendwie für uns in der momentanen Situation möglich ist, versuchen wir kleine, positive Signale zu geben.

Ein bisschen Interesse für ihn zeigen, vielleicht ein ganz klein bisschen Verständnis zeigen, ein bisschen Eigenverantwortung. Damit ist unserem Liebsten schon sehr geholfen.

 

Viele Angehörige haben Schuldgefühle, fühlen sich für die Depression des Partners verantwortlich, sie fühlen sich für den Partner und sein Leben verantwortlich. Und werden dadurch im schlimmsten Falle selber depressiv.

 

Für Angehörige ist es daher sehr wichtig, sich von uns abzugrenzen und sich selbst davor zu schützen selbst in das schwarze Loch abzugleiten. Damit ist niemandem geholfen.

Auch wenn dies manchmal auf uns egoistisch und selbstsüchtig wirkt, ist es für beide von existentieller Wichtigkeit.

Es ist es wichtig, dass der gesunde Partner sich umfassend über unsere Krankheit informiert. Eine gute Möglichkeit der Unterstützung ist auch die familiale Pflege der Alexianer, die eine Schulung im Umgang mit Depressiven und eine Selbsthilfegruppe für Angehörige anbietet.

Ich selbst war bis Corona in beiden Gruppen aktiv und ich bin mir nicht sicher, welche wichtiger für meine Gesundheit war Wir müssen immer wieder erkennen, dass wir den Partner zwar einbeziehen können, dass er aber kein Therapeut ist. Und professionelle Hilfe ist hier unerlässlich.

Hier kann man auch mal über eine Paartherapie nachdenken. Die kann das Übel an der Wurzel packen, da sie das gesamt Partnerschaftssystem anschaut.

 

Etwa die Hälfte der Beziehungen gehen aufgrund der Depression eines Partners in die Brüche. Das sieht jetzt Alles sehr düster und anstrengend aus. Aber das Beste zum Schluß –

 

Wenn wir es schaffen, diesen Mist zusammen durchzustehen hat unsere Beziehung gute Chancen tiefer, besser und verständnisvoller zu werden als bisher.