Das Burnout-Syndrom in Abgrenzung zur Depression

Das Burnout-Syndrom in Abgrenzung zur Depression

 

(Text: Manfred M.)

 

Burnout ist ein schillernder, schwer fassbarer Begriff. Chronische Müdigkeit, Energiemangel, psychosomatische Reaktionen - mehr als 130 verschiedene Anzeichen gibt es für das Phänomen. Doch keines alleine reicht für eine Diagnose. Meist erkennen sie die Burnout-Symptome zu spät. Denn das Ausbrennen ist ein langsamer, schleichender Prozess. Wenn man es selbst nicht schafft, Dampf abzulassen, sucht sich der Körper irgendwann ein Ventil. Der Körper erkrankt, weil die Seele nicht mehr mitspielt. Oft stellen Ärzte und Psychologen neben dem Ausgebranntsein auch andere Krankheiten wie Depressionen oder narzisstische Störungen fest.

 

Wie wirkt Stress auf den Körper?

 

Wenn jemand permanent unter starkem Stress steht, bleiben die Stresshormone - dazu gehören zum Beispiel Adrenalin, Noradrenalin und Cortison - auf einem unnatürlich hohen Niveau. Dadurch werden alle Stressreize sensibler wahrgenommen und im Körper verstärkt umgesetzt.

Meistens äußert sich das in körperlichen Beschwerden wie in Magen-Darm-Problemen (z. B. Verstopfungen, Blähungen oder Sodbrennen).

Das Atemsystem kann mit Luftnot und Atembeschwerden, das Herz-Kreislauf-System mit Bluthochdruck, Herzrasen oder Herzstolpern reagieren.

Patienten können auch in der Vergangenheit einen Hörsturz erleiden und dann ein Ohrgeräusch, den so genannten Tinnitus, entwickeln. Auch dies lässt sich durch Stressabbau wieder reduzieren.

 

Eine Definition

 

Unter dem Burnout-Syndrom versteht man einen chronischen Erschöpfungszustand mit Krankheitsgefühl, der über sechs Monate andauert. Die Erkrankung wurde bis jetzt noch nicht eindeutig wissenschaftlich definiert und kann sehr unterschiedliche Symptome zeigen. Burnout wird von den Kassen in der Regel nicht als eigenständige Krankheit anerkannt. Das Burnout-Syndrom hat noch keinen eigenen Punkt in den offiziellen Klassifikationssystemen, aber es wird unter einer Nummer zusatzverschlüsselt. Meistens stellt man daher zwei Diagnosen:

  • Burnout und psychosomatische Beschwerden wie Herzrasen,

  • Burnout und Depression oder

  • Burnout und Angsterkrankung.

 

Als mögliche Ursachen werden chronische Infekte, insbesondere durch Viren, Immunfehlfunktionen oder Hormonstörungen, außerdem Giftbelastungen, eine einseitige Ernährung und anhaltende, unbewältigte Konflikte sowie Stresssituationen diskutiert. Regelmäßig kommt es durch die Erschöpfung zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und zu körperlichen Beschwerden, die von Kopfschmerzen über Schlafstörungen bis hin zu Verdauungsproblemen reichen.

 

Stress im Job - zwischen zu viel und zu wenig

 

Burnout ist nicht nur ein seelisches und psychosoziales, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Das Burn-out-Syndrom stellt ein stark zunehmendes Problem dar. Betroffen davon sind Führungskräfte in verschiedenen Positionen genauso wie alleinerziehende Mütter oder Menschen mit Angst um ihren Arbeitsplatz.

Bekannt ist, dass helfende Berufe, vor allem Ärzte und Pflegekräfte, häufig darunter leiden. Studien zeigen, dass die Suizidrate bei Ärzten im Vergleich zur restlichen Bevölkerung etwa zwei- bis dreimal höher ist. Bei Ärztinnen liegen die Werte noch höher. Frauen beklagen vor allem belastende Erfahrungen in Notfalleinrichtungen sowie die Mehrfachbelastung durch Job und familiärer Verantwortung. Eine besondere Suizidgefährdung findet sich auch unter den Psychiatern.

 

Es trifft besonders die Fleißigen, Ehrgeizigen, jene, die es allen recht machen wollen: das Burnout-Syndrom, eine Mischung aus physischer, emotionaler und mentaler Erschöpfung. Seele und Körper machen schlapp, das Leben erscheint sinnlos, morgens will man am liebsten nicht mehr aufstehen. Zu diesem Zustand gesellen sich Schwindel, Muskel-, Rücken- und Herzschmerzen, Probleme mit der Verdauung (bis hin zu kolikartigen Zuständen) und mit der Haut, Mundtrockenheit, Schluckstörungen, Schlafstörungen, Gereiztheit, Depression und/oder Aggression und Tics.

 

Die Ursachen sind mehrschichtig und gehen wahrscheinlich letztlich auf zwei Faktoren zurück:

 

Äußere Überforderungen und Belastungen

  • Betreuung von Patienten,

  • Teamkonflikte und Unsicherheit,

  • fehlender Autonomie,

  • Arbeitsüberlastung,

  • Autoritätskonflikte,

  • unpersönliches, bedrückendes oder intrigenbelastetes Arbeitsklima,

  • wachsende Verantwortung,

  • Entscheidungsfindung unter Zeitdruck und

  • zunehmende Kritik der Öffentlichkeit kombiniert mit hohen Anforderungen.

 

Die innerseelische begrenzte Belastbarkeit

  • Häufig wirkt schon die Diskrepanz zwischen hohem persönlichen Einsatzwillen und großen Erwartungen und dem grauen Arbeitsalltag ernüchternd.

  • Die mangelhafte gemütsmäßige Belastbarkeit z. B. beim Umgang mit Patienten, Kunden, Schülern etc., von denen allerdings nicht wenige ebenfalls immer anspruchsvoller, fordernder, reizbarer oder gar aggressiver werden.

 

Warnsignale Stimmungslabilität

 

Als unübersehbare Warn- oder Alarmsignale gelten verminderte Belastbarkeit, eine wachsende Stimmungslabilität und vor allem Erholungsunfähigkeit. Auch eine zunehmende Infektanfälligkeit, meist im Sinne von ständigen banalen Erkältungen, gehört dazu.

 

Nach und nach geraten die Betroffenen in eine Phase der emotionalen Erschöpfung mit körperlichen, zwischenmenschlichen und vor allem beruflichen Folgen. Sie werden immer müder, matter und rascher erschöpfbar und wirken nervös, unruhig, gespannt, reizbar und gelegentlich sogar aggressiv.

 

Auf der anderen Seite klagen sie immer häufiger über Resignation, verringerte Frustrationstoleranz, leichte Kränkbarkeit, Niedergeschlagenheit sowie Versagens- und Minderwertigkeitsgefühle. Motivation, Kreativität und Gedächtnisleistungen nehmen ab.

 

Eine Vielzahl körperlicher Beschwerden ohne objektivierbaren Grund kann auftreten: Kopf- und Rückenschmerzen, Magen-Darm- Beschwerden, Einschlafstörungen oder unruhiger Schlaf, sexuelle Unlust usw.

 

"Ein Problem allein mag noch nicht zu einem Burnout-Syndrom führen, mehrere zusammen, vor allem auf Dauer, sehr wohl."