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2023 

5 Jahre SHG Depression Porz

 

 

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Behandlungsformen im Umgang mit Depression

(Text: Manfred M.)

 

Medikamente                                                                                                  

 

Wie wirken Antidepressiva?

Wie wirken Antidepressiva?

Die Medikamente bringen die Hirnbotenstoffe wieder ins Gleichgewicht und normalisieren die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. Es ist allerdings wichtig zu wissen, dass die Wirkung nicht immer sofort einsetzt, sondern oft erst nach rund zwei Wochen. Das erfordert viel Geduld vom Patienten und eine engmaschige Betreuung durch den behandelnden Arzt. Denn Antidepressiva müssen längerfristig eingenommen werden.

 

Entgegen verbreiteter Vorurteile machen Antidepressiva nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. Allerdings können sie Nebenwirkungen haben. Und es kann vorkommen, dass das erste verabreichte Antidepressivum nicht gut genug wirkt, so dass der Arzt einen anderen Wirkstoff verschreiben muss. Wichtig ist, das Medikament wie verordnet und ausreichend lange zu nehmen – über mehrere Monate: Die Akutbehandlung dauert vier bis sechs Monate, die Erhaltungstherapie (= Verschlechterungsprophylaxe) dauert weitere vier bis sechs Monate. Dies senkt die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall.

 

In vielen Fällen bleibt es bei einer depressiven Episode. Trotzdem sollte jeder, der schon einmal depressionskrank war, auf mögliche Anzeichen einer erneuten Depressionsphase achten und sich in diesem Fall rasch in ärztliche Behandlung begeben. Mit einer frühzeitigen Therapie lassen sich Stärke und Dauer weiterer depressiver Phasen deutlich verringern.

 

Oft wird unterschätzt, dass nach einem erneuten depressiven Rückfall die Wahrscheinlichkeit steigt, dass weitere Rückfälle nach Absetzversuchen eintreten können. Diese können sogar den Schweregrad der ersten depressiven Episode übertreffen.

 

Viele Patienten, die an einer mittelschweren bis schweren rezidivierenden depressiven Episode leiden, mussten schmerzlich erkennen, dass ihre mehrfachen Absetzversuche scheiterten und die gewünschte Eigenregulierung des Hirnstoffwechsels ausblieb.

 

Da Psychopharmaka oft erst nach mehreren Wochen wirkt oder noch ein zweites bis drittes Medikament gefunden werden muss, das auf die depressiven Symptome anspricht, braucht es viel Geduld beim Patienten und ein hohes Maß an professioneller Achtsamkeit, um die geforderte Compliance beim Patienten zu erreichen. Erschwerend kommt hinzu, dass unerwünschte medikamentösen Nebenwirkungen nicht ausbleiben.

 

Des Weiteren ist der Wunsch, das Psychopharmaka rasch wieder abzusetzen, zwar verständlich, führt aber in der Regel zu erneuten Rückfällen, auch wenn diese erst nach einigen Monaten sich schleichend oder akut anmelden.

 

Das Ausbleiben von depressiven Symptomen während der Absetzzeit kann dazu führen, dass Patienten in ihrem verständlichen Autonomiebestreben den Schweregrad ihrer Erkrankung oft unterschätzen. Es passt vielleicht auch nicht ins Selbstbild, abhängig von einem Medikament sein zu müssen. Von daher bedarf es häufig einer therapeutischen Begleitung, um die Depressionserkrankung annehmen zu können.

 

Verschiedene Antidepressiva-Typen

 

Es gibt zahlreiche antidepressiv wirksame Präparate unterschiedlicher Hersteller. Deshalb seien an dieser Stelle nur die grundlegenden Antidepressiva-Typen genannt:

  • MAO-Hemmer (nicht-selektive irreversible Monoaminooxidase-Hemmer) - heute eher selten verwendet

  • RIMA (selektive reversible Monoaminooxidase-A-Hemmer) - heute eher selten verwendet

  • TZA und TeZA (trizyklische bzw. tetrazyklische Antidepressiva)

  • SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)

  • NaRIs, DAS, SNaRIs und NaSSas (Antidepressiva mit unterschiedlichen chemischen Strukturen, die sich von den bis in die 1980er Jahre entwickelten Antidepressiva unterscheiden)

 

Neben den Antidepressiva und Phasenprophylaktika kommen bei depressiven Erkrankungen bisweilen auch Neuroleptika und Tranquilizer (Benzodiazepine) (z. B. Tavor, Diazipam = Valium) zum Einsatz. Sie wirken sofort im Gegensatz zu Antidepressiva und werden daher im klinischen Alltag in der Akutbehandlung kurzfristig eingesetzt.

 

Tranquilizer haben eine beruhigende, Angst lösende und Schlaf fördernde Wirkung. Sie bringen bei längerem Gebrauch jedoch ein Abhängigkeitsrisiko mit sich. Das heißt, dass nach steter Einnahme die Dosis erhöht werden muss, um die gewünschte Wirkung aufrechtzuerhalten. Nach Absetzen der Substanzen können außerdem Entzugssymptome auftreten, die genau entgegengesetzt zur Medikamentenwirkung sind (z. B. Unruhe, Schlaflosigkeit).

 

Auch Neuroleptika haben eine beruhigende Wirkung. Sie werden zudem häufig bei Depressionen mit psychotischen Symptomen (z. B. Wahnvorstellungen) und manischen Episoden eingesetzt (z. B. Haldol, Leponex, Risperdal). Wie die Antidepressiva erzeugen auch Neuroleptika keine Abhängigkeit.

 

Welche Maßnahmen können ergriffen werden, wenn bei einer schweren depressiven Episode die Medikamente unzureichend wirken?

 

Eine Möglichkeit besteht, dass zu dem verabreichten Antidepressiva ein weiteres Medikament hinzugenommen wird, das das erstere verstärkt. Als überaus wirksam haben sich Lithium, Valproinsäure oder Carbamazepin erwiesen. Allerdings ist die medikamentöse Einstellung von Lithium schwierig, da der Wirkungsgrad im Blut ab 0,6 liegt und die Vergiftungsgefahr schon ab 1,0 eintreten kann. Dieser schmale Wirkungsgrad kann aber anfangs durch wöchentlich, später auf monatliche Blutuntersuchungen, gut kontrolliert werden.

 

Lithium wirkt in der Regel stabilisierend auf die Stimmung und reduziert signifikant das Suizidrisiko.

 

Lithium wird daher auch als Prophylaxe eingesetzt.

 

Transkranielle Magnetstimulation (TMS)

Die transkranielle Magnetstimulation (transkraniell in etwa „durch den Schädel“), kurz TMS, ist eine Technologie, bei der mithilfe starker Magnetfelder Bereiche des Gehirns sowohl stimuliert als auch gehemmt werden können. Damit ist die TMS ein nützliches Werkzeug in der neurowissenschaftlichen Forschung. Darüber hinaus wird die transkranielle Magnetstimulation in beschränktem Umfang in der neurologischen Diagnostik eingesetzt oder für die Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie des Tinnitus, Apoplexie, der Epilepsie oder der Parkinson-Krankheit vorgeschlagen, ebenso in der Psychiatrie für die Therapie affektiver Störungen, allen voran der Depression, aber auch von Schizophrenien.

 

Für die Behandlung von Depressionen ist die Therapie von enormer Bedeutung, da etwa 30 % der Patienten weder auf eine Psychotherapie noch auf eine medikamentöse Behandlung ansprechen. Als alternatives Verfahren gilt die TMS als besonders schonend, sodass keine Narkose erforderlich ist. Auch wird sie im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren als besonders sanft eingestuft, da beispielsweise kein Krampfanfall ausgelöst wird. Nach derzeitigem Forschungsstand wird eine Therapie von mindestens drei bis fünf Wochen empfohlen, wobei eine tägliche Behandlungseinheit von je einer Stunde vorgesehen ist. Sollten Patienten gleichzeitig medikamentös eingestellt sein oder sich in psychotherapeutischer Behandlung befinden, können diese Maßnahmen begleitend fortgesetzt werden.

EKT-Therapie

Eine weitere Möglichkeit besteht in der EKT (Elektrokrampftherapie), die in der Regel als letzte Maßnahme, quasi als ultima ratio eingesetzt wird.

 

Der Patient wird dabei stationär aufgenommen und erhält auf die Woche verteilt ca. zwölf „Elektroschocks“. Diese Schocks sind minimale und gut dosierte Stromstöße, die unmittelbar auf die Hirnzentren einwirken.

 

Die Elektroschocks waren bis vor kurzem sehr verpönt. Allzu belastend waren die vergangenen klinischen Erfahrungen bei den Patienten. Nicht, dass die Elektroschocks nicht nachweislich wirksam waren, aber sie wurden viel häufiger und ohne Betäubung und ohne ein Medikament der Muskelentspannung eingesetzt. Außerdem war eine moderne Verabreichung von Psychopharmaka in den 1920er bis 1970er Jahren unbekannt. Hinzu kam noch die gesellschaftliche Stigmatisierung der psychiatrisch aufgenommenen Patienten, den kaum ein Mitspracherecht hatten.

 

Von daher ist es nicht verwunderlich, wenn heute noch große Ängste bestehen, sich einer notwendigen EKT zu unterziehen. Hinzu kommt, dass durch einen längeren stationären Aufenthalt und der anschließenden medikamentösen Einstellung ein hoher Kostenaufwand auf die Krankenkassen zukommt.

 

Von daher arbeiten nur wenige Kliniken mit EKT, aber mit großem Erfolg. Oft muss die EKT nach einigen Monaten wiederholt werden, um längerfristig wirksam zu bleiben.

 

Was im Gehirn genau passiert, können auch die anwendenden Ärzte nicht sagen. Ihre Hypothese ist, dass durch die Stromstöße falsche neuronale Verknüpfungen oder Blockaden chaotisch aufgelöst werden und anschließend das Hirnorgan versucht, sich neu zu strukturieren.

Lichttherapie

Bei saisonalen Depressionen, bei denen die Beschwerden vor allem in den dunkleren Monaten des Jahres auftreten, hilft außerdem möglicherweise eine Lichttherapie. Insbesondere die nordischen Länder haben im Winter gute Erfolge mit der Lichttherapie auf das Immunsystem und auf die Stimmung der Menschen gemacht.

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