Wie wirksam ist eine Psychotherapie bei Depression?
(Text: Manfred M)
Bei leichten Depressionen kann diese Form der Behandlung bereits ausreichen, um wieder auf die Beine zu kommen.
Bei mittleren und schweren Depressionen ist sie für den Behandlungserfolg ebenso wichtig wie die Therapie mit Antidepressiva. Wobei bei schweren Verläufen, die Medikation abgestimmt auf das Krankheitsbild und auf den Hirnstoffwechsel, oftmals überhaupt erst die Voraussetzung, schafft, dass der Patient an therapeutischen Programmen teilnehmen kann.
Es gibt prinzipiell zwei unterschiedliche Formen der Psychotherapie, die auf verschiedenen Grundannahmen basieren: zum einen den verhaltenstherapeutischen, zum anderen den tiefenpsychologischen Ansatz.
Tiefenpsychologie
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Eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bzw. Psychoanalyse konzentriert sich stark auf die Aufarbeitung vergangener Konflikte. Sie geht davon aus, dass hinter den beschriebenen Phänomenen spezifisch ausgebildete Wahrnehmungs- und Handlungsmuster stehen, die auf einer weiteren Ebene im Dienste eines Skripts stehen, eine Art Drehbuch des Lebens.
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Erst im erneuten Durchleben und Erkennen dieser Szenen und vormals gelernte Muster hat der Patient die Möglichkeit, alte Muster zu durchbrechen und neue angemessenere auszuprobieren.
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Dieser therapeutische Prozess ist eher auf eine längere Zeit ausgelegt.
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Es gibt aber auch psychodynamische Kurzzeittherapien. Ziel ist eine bessere Bewältigung von Gegenwart und Zukunft.
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Die interpersonelle Psychotherapie dauert zwischen 12 und 20 Sitzungen. Sie konzentriert sich auf die krankmachende Auswirkung von belastenden Beziehungserfahrungen vor allem in der Gegenwart, die sie verhaltenstherapeutisch verändern möchte.
Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie macht sich die Erkenntnisse aus der empirischen Sozialpsychologie zunutze und entwickelte Lernmodule für depressiv erkrankte Menschen, die besonders in den Kliniken breite Anwendung finden.
Bei ihr werden schädliche Verhaltensweisen und negative Denkmuster benannt und zum Positiven verändert. Der Patient lernt, sich selbst und seine Umwelt nicht mehr "schwarz-weiß" wahrzunehmen. Die Fähigkeit, sich schöne (positiv erlebte und wahrgenommene) Erlebnisse zu verschaffen, wird nach und nach wieder aufgebaut. Die kognitive Verhaltenstherapie wirkt bei Depressionen nachgewiesenermaßen gut.
Des Weiteren existiert eine Palette unterstützender Angebote, wie z. B.
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Bewegungstherapie,
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Tanztherapie,
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Kunsttherapie (siehe Kunsttherapie und Depression),
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ambulante Ergotherapie,
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Yoga (siehe Yoga und Depression).
Jede zielt prinzipiell auf mindestens einen der folgenden drei Punkte ab:
- die körperliche Erholung und Erfahrung des eigenen Körpers durch Bewegung,
- die Selbstbestätigung durch (kreative) Leistungen,
- die Stabilisierung des Betroffenen in seiner Alltagsbewältigung,
- die gegenseitige Unterstützung in der Selbsthilfe.
Nicht jede psychotherapeutische Methode ist für jeden gleich gut geeignet. Auch hier trifft zu: Bis das richtige Verfahren gemeinsam mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten gefunden ist, vergeht manchmal Zeit. Die Wartezeit für einen Therapieplatz kann bis zu einem Jahr dauern.
Der Erfolg der psychotherapeutischen Behandlung hängt maßgeblich davon ab, ob man sich mit dem gewählten Verfahren und – ebenfalls sehr wichtig – mit dem behandelnden Therapeuten wohlfühlt.
Es kommt also vor allem auf die sogenannte „Passung“ zwischen Klient und Therapeuten an. Die professionellen Erfahrungen im klinischen Alltag, die Breite des professionellen Spektrums der zu verwendenden psychotherapeutische Verfahren wie auch ein hohes Maß persönlicher Selbstreflexion der eigenen Person sind dabei Grundvoraussetzungen für die psychotherapeutische Behandlung. Nicht unerwähnt darf dabei bleiben, in welchem institutionellen Kontext die Behandlung abläuft. Kostendruck, Stellenschlüssel, Reputationsdruck und Zielvorgaben der Einrichtung haben direkten wie indirekten Einfluss auf den Interaktionsablauf zwischen Behandler und Patienten. Der Therapeut sollte daher seine eigene Rolle in der Institution, seine professionelle Kompetenz sowie seine eigene persönliche Kompetenz und Begrenztheit dem Patient in „selektiver Offenheit“ transparent machen. Dies kann aber nur gelingen, wenn der Therapeut bereit ist, eine „intersubjektive Beziehung“ mit dem Patienten einzugehen und ihn nicht nur als „Objekt der Behandlung“ zu betrachten.
Kognitive Verhaltenstherapie
Das Teufelskreis Modell der Depression
Menschliches Fühlen, Denken und Verhalten beeinflussen sich ständig wechselseitig. Auf diese Weise wird die gedrückte Stimmung noch durch negative Gedanken verstärkt. Sozialer Rückzug, der oft die Folge eines schlechten Befindens ist, führt wiederum zu unangenehmen Gedanken und Gefühlen. Depressive Menschen sind so in einem Teufelskreis gefangen.
Die Verbindung zwischen Gefühlen und Verhalten im Teufelskreis-Modell der Depression veranschaulicht, dass das aktuelle Verhalten die Stimmung beeinflusst und diese wiederum das Verhalten.
Aus diesem Modell ergeben sich jedoch auch gleichzeitig Ansatzpunkte, um den Teufelskreis zu durchbrechen: Um aus dem Schneckenhaus der Depression herauszukommen, ist es wichtig, dass der Betroffene wieder aktiver wird und seinen Tagesablauf strukturiert.
Durch Selbstbeobachtung und Ausprobieren kann gelernt und erfahren werden, welche Aktivitäten einem persönlich gut tun.
Positive Aktivitäten sind oft verbunden mit
• Kontakt zu anderen,
• Bewegung oder Entspannung,
• der Möglichkeit, selbst zu bestimmen.
Die kognitive Triade der Depression
Die kognitive Verhaltenstherapie nimmt an, dass Menschen in einer depressiven Phase die Wirklichkeit durch eine „schwarze Brille“ sehen. Es treten typische Verzerrungen des Denkens, so genannte „Denkfehler“ auf. Die kognitive Triade der Depression ist durch drei charakteristische negative Sichtweisen gekennzeichnet.
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Negative Selbstsicht. Depressive Menschen sehen sich selbst als unzulänglich an: „Ich bin ein Versager!“
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Negative Sicht der Umwelt. Depressive Menschen neigen dazu, ihre Erfahrungen negativ zu interpretieren: „Die anderen lehnen mich ab.“
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Negative Sicht der Zukunft. Depressive Menschen erwarten auch für ihre Zukunft nichts Gutes: „Es wird nie mehr besser werden mit mir.“
Typisch depressives Denken ist einseitig und negativ verzerrt. So werden u. a. persönliche Misserfolge der eigenen Person zugeschrieben, jedoch eigene Erfolge dem Glück, dem Zufall oder günstigen Rahmenbedingungen.
Das ABC-Schema
Weit verbreitet ist die Annahme, dass eine bestimmte Situation ein bestimmtes Gefühl direkt auslöst. Bestimmend für das Fühlen ist jedoch nicht die Situation an sich, sondern was wir über das jeweilige Ereignis denken. Die Interpretation der Situation, also so genannte automatisch ablaufende Gedanken über das Ereignis, bestimmen unsere Gefühle. Diese Erkenntnis hatten schon die griechischen Philosophen.
Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie ist es, dass Menschen mit Depressionen, solche negativen, quasi automatisch ablaufende Gedanken erkennen (beobachten) und kritisch hinterfragen lernen. Was würde eine andere Person in einer ähnlichen Situation denken? Sind meine Schlussfolgerungen wirklich zwingend? Gibt es eine andere Interpretation der Situation? Dies kann zu einer deutlichen Verbesserung der Stimmung beitragen.
In der Depression ist das Denken oft stark verzerrt. Häufig wird vieles sehr persönlich genommen und es kommt zu voreiligen Schlussfolgerungen. Depressive Menschen richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf das, was ihnen misslingt und fühlen sich schnell für Negatives verantwortlich. Dies ist die „schwarze Brille“ der Depression .
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